Jubiläumskonzert HT-Zeitungsartikel
09.07.14 (Allgemein)
Bis ins Majestätische hinein gesteigert
Für eine fast volle Bonifatiuskirche sorgte das Jubiläumskonzert des Kammerchores Crailsheim. Der Chor feierte sein 25-jähriges Bestehen mit geistlichen Werken aus Barock, Klassik und Romantik. Vor dem Konzert wurde Chorgründer Joachim Scharr gedankt.

Mit einem beeindruckenden Konzert in der Bonifatiuskirche feierte der Crailsheimer Kammerchor sein 25-jähriges Bestehen.
Für eine fast volle Bonifatiuskirche sorgte das Jubiläumskonzert des Kammerchores Crailsheim. Der Chor feierte sein 25-jähriges Bestehen mit geistlichen Werken aus Barock, Klassik und Romantik. Vor dem Konzert wurde Chorgründer Joachim Scharr gedankt. Auch das Publikum reihte sich durch lang anhaltenden Beifall in diesen Dank ein.
Eröffnet wurde das Konzert zunächst nicht durch Chorklänge, sondern mit Georg Friedrich Händels „Eternal source of light divine“ aus der „Ode for the birthday of Queen Anne“. Sopranistin Astrid Marie Lazar, die in der Vergangenheit auch einige Male im Kammerchor mitgesungen hatte, gestaltete den Solopart in strahlendem Ton zusammen mit dem Trompeter Jochen Söldner. Axel Becker, ehemals Kantor in Crailsheim, trug auf der Orgel mit zum fast statisch wirkenden Klang bei.
Die drei Musiker boten im weiteren Verlauf des Konzerts noch zwei weitere Händel-Sopranarien mit Trompetenbegleitung sowie ein „Ave Maria“ von Giulio Caccini. Gerade das letztgenannte Werk gelang den Interpreten ausdrucksvoll und sanft bis hin zum klanglichen Verschmelzen von Stimme und Trompete. Auch zu Händels „Alle voci del bronzo guerriero“ korrespondierten Sopran und Trompete hervorragend. „Let the bright Seraphim“ aus dem Oratorium „Samson“ wirkte zupackend und zuversichtlich im Ton. Brillant wirkten die Triller zwischen Sopran und Trompete.
Astrid Marie Lazar wirkte zusammen mit den Chorsopranistinnen Elke Köhnlein, Annegret Paerschke und Dorothee Wesbuer auch bei den Solopartien in Joseph Haynds „Missa brevis in F“ für zwei Solosoprane, Chor und Orgel mit. Zu den gelungenen Wechseln zwischen Solistinnen und Chor – etwa im einleitenden „Kyrie“ oder im „Sanctus“ – kamen so nicht minder gelungene Wechsel unter den Solistinnen selbst hinzu.
Eindrücklich geriet den Sängern vor allem das „Credo“. Wunderbar zurückgenommen war das „et incarnatus est“ (er ist Fleisch geworden) zu hören, bekräftigend und voller Zuversicht danach das „et resurrexit“ (und er ist auferstanden). Schön sanft ließen die Sänger das „Benedictus“ erklingen. Das anfänglich klanglich dunkel gefärbte „Agnus Dei“ mit der Betonung der „peccata mundi“ (die Sünden der Welt) und des „miserere nobis“ (erbarme dich unser) hellte sich zu „Dona nobis pacem“ (Gib uns Frieden) auf.
Bittende wie dramatische Töne wussten Astrid Marie Lazar und der hervorragend mit ihr abgestimmte Crailsheimer Kammerchor unter der Leitung von Bettina Kartak schon davor zu Felix Mendelssohns Hymne „Hör mein Bitten“ hervorzuheben. Mehr sehnsüchtige Momente wussten Vokalsolistin und Chorsänger später zur Vertonung des 42. Psalms desselben Komponisten zu betonen – gleichzeitig auch Schlusspunkt des Konzerts.
Ruhig ausgebreitet war zu Beginn das „Wie der Hirsch schreit“ zu hören, gesteigert durch das Ineinandergreifen der Stimmen und am Ende in einen A-cappella-Abgesang verklingend. Ähnlich empfunden nahm Lazar den Tonfall in der Arie „Meine Seele dürstet nach Gott“ auf. Auch hier wurde Zuversicht musikalisch ausgedrückt, besonders zu „Harre auf Gott“ im Chor „Was betrübst du dich, meine Seele“. Nach einem weich getönten und tröstend klingenden „Der Herr hat des Tages verheißen“ von Solosopran und Männerstimmen wird der Ton des zentralen Chorstückes im finalen Abschnitt wieder aufgenommen, in einer Fuge gefestigt und ins Majestätische hinein gesteigert – was dem Kammerchor wunderbar gelang. Für den langen herzlichen Applaus bedankten sich die Sänger mit Josef Rheinbergers innig gesungenem Abendlied.